Hätte vor Kurzem jemand ernsthaft einen Krieg in Europa für möglich gehalten? Aktuell fühle ich mich an meine Jugend erinnert, Anfang der 80er, auf dem Gipfel des Wettrüstens zwischen den Warschauer Pakt-Staaten und der Nato. Mit dem kleinen Unterschied, dass der „Kalte Krieg“ seinerzeit zwar durch die obzön angeschwollenen Atomwaffenarsenale der Klassenfeinde für ein verstörendes Lebensgefühl sorgte, diese aber letztlich Stabilität, und somit einen langjährigen Frieden zwischen den Supermächten garantierten. Die aktuelle Situation fühlt sich allerdings an, wie das exakte Gegenteil von Stabilität.
Die westliche Ablösestrategie vom „Wandel durch Handel“ sollte mit den Regeln der Ökonomie global für Frieden, Demokratie und Freiheit sorgen. Aber spätestens seit Putins Einmarsch in die Ukraine haben wir begriffen, dass dieser Plan gründlich gescheitert ist. Rückblickend erscheint es sogar reichlich naiv, dass wir uns offenbar einbildeten, dass die wirtschaftlichen Verflechtungen der Globalisierung ein Garant für eine friedlichere Welt sein könnten. Dass mit ökonomischen Mechanismen Reformen in Gang gesetzt würden, die wiederum den vom Westen gewünschten Systemwechsel hin zu Demokratie und Rechtstaatlichkeit zur Folge hätte, erweist sich nun als tragischer Irrtum.
Was folgt dieser Erkenntnis? Eine Renaissance des Kalten Krieges? Aktuell befinden wir uns noch in einer Art Schockstarre…